Tschernobyl und der Krieg

Die schlimmste nukleare Katastrophe ereignete sich am 26. April 1986 in der Ukraine, damals noch eine der 15 Sowjetrepubliken, als der Reaktor 4 dieses Kernkraftwerks an der Grenze zu Weißrussland explodierte und bis zu drei Viertel Europas, insbesondere die Ukraine, Weißrussland und Russland, verseuchte.

Der Reaktor setzte eine große Menge radioaktiver Partikel und Gase in den Himmel frei. Insgesamt wurde 400-mal mehr Radioaktivität freigesetzt als bei dem Atombombenabwurf auf Hiroshima. Innerhalb von 48 Stunden nach dem Unfall in Tschernobyl wurden Bomber von Moskau aus losgeschickt, um radioaktive Wolken auf dem Weg in die sowjetische Hauptstadt zu zerstreuen. So wurde vor allem das weißrussische Land etwa zehn Stunden lang mit radioaktivem Regen überflutet. Insgesamt waren 23 % des weißrussischen Territoriums kontaminiert. Der Regen verseuchte die Bewohner der betroffenen Regionen und verurteilte sie endgültig zum Tode. Die Zahl der Opfer der Unfallfolgen geht in die Hunderttausende.

Sechsunddreißig Jahre später kehrte die Angst vor einer nuklearen Katastrophe zurück, als das Kernkraftwerk Tschernobyl am 25. Februar 2022 vom russischen Militär beschlagnahmt wurde.

Laut Timothy A. Musso, Professor für biologische Wissenschaften an der Universität von South Carolina, hätte eine direkte Freisetzung von radioaktivem Material in die Umwelt viel mehr Partikel freigesetzt als 1986. Das wäre eine ökologische Katastrophe von globalem Ausmaß.

Der Krieg in der Ukraine lässt die Debatte über die Gefahren des Zögerns demokratischer Länder angesichts des wachsenden Autoritarismus in Osteuropa aufgrund ihrer eigenen Energieabhängigkeit wieder aufleben – schon heute sprechen wir aufgrund der aktuellen militärischen Situation in der Ukraine von einer globalen nuklearen Bedrohung.

Wir rufen Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kultur und des Sports auf, sich zusammenzuschließen, um einen Weg zur sofortigen Beendigung der Feindseligkeiten in der Ukraine zu finden und so eine mögliche nukleare Katastrophe zu verhindern.