Am 3. Oktober 2020 hat in Bern auf dem Bahnhofsplatz eine Solidaritätsaktion mit Belarus stattgefunden. Im Mittelpunkt der Kundgebung stand die Unterstützung der politischen Gefangenen, die bei friedlichen Demonstrationen inhaftiert wurden.
Nach Angaben des Menschenrechtszentrums Vyasna hat die Zahl der politischen Gefangenen in Belarus in den letzten Monaten dramatisch zugenommen. Wir haben eine Liste von 74 Gefangenen von der Vyasna-Website vorgelesen: unter ihnen sind Vertreter verschiedenen Alters, verschiedener Berufe, aus verschiedenen Regionen in Belarus. Die genaue Zahl derer, die wegen der Teilnahme an Demonstrationen oder wegen ihrer Meinung gegen unfaire Wahlen oder Gewalt inhaftiert wurden, ist nicht bekannt. Unter den Festgenommenen befindet sich auch Natalia Hercher, eine Vertreterin der schweizerischen Diaspora, die am 19. September während einer Frauendemonstration für 15 Tage festgenommen wurde.
Im Rahmen der Solidaritätsaktion wurden Postkarten an politische Gefangene mit Worten der Unterstützung aus der Schweiz geschrieben. Die Postkarten werden zu den Haftanstalten in Okrestina, Wolodarskogo, Schodino und Baranowitschi versendet. Wir sind sehr stolz auf unsere Landsleute, die die Freiheit der Belarussen zum Ausdruck gebracht haben. Wir wissen, wie viel Druck auf sie ausgeübt wird, und wir hoffen, dass sie mit unseren Postkarten unsere aufrichtige Unterstützung spüren können.
Am selben Tag besuchte ein Teil der Teilnehmer die Ausstellung L’Œuil – Neuformatierung des Raumes / Affspace+, Bern, die von Iryna Herasimovich und Valerian Maly organisiert wurde. Die Ausstellung zeigte Werke von drei belarussischen Künstlern: Arthur Klinau, Mikhail Gulin und Antonina Slobodchikova. Vielen Dank an die Kunsthistorikerin, Expertin für osteuropäische Kunst – Seraina Renz, die uns die Werke vorgestellt hat. Unser Dank gilt auch Valerian Maly, der nicht nur eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen während der Solidaritätswoche mit Belarus organisiert hat, sondern auch zu unserer Kundgebung gekommen ist, um den Solidaritätsworten der schweizerischen Kulturschafenden Ausdruck zu verleihen. Wir besuchten auch die Zytglogge Buchhandlung in Bern, die zum Zeitpunkt unserer Ankunft fast alle Bücher in belarussischer Sprache verkauft hatte. Diese Buchhandlung beteiligte sich an der Kampagne von Irina Gerasimovich, ebenso wie die Bäckerei Bred à Porter, die das Brot mit Kümmel nach einem Rezept der Kupalatheater-Schauspielerin Zoe Belokhvostyk backte.
Wir danken allen Teilnehmern der Kundgebung, denen das Schicksal der politischen Gefangenen nicht gleichgültig ist und die zusammen mit uns ihre sofortige Freilassung fordern.